Funktionelle Medizin

Darmgesundheit & psychisches Wohlbefinden

4. Februar 2024

Warum eine gute Darmgesundheit Balsam für die Seele sein kann

Auch wenn die Tage langsam wieder länger werden: Jetzt in der dunklen Jahreszeit brauchen wir ein sonniges Gemüt, um gut durch den oft grauen und verregneten Berliner Winter zu kommen. Verständlich, wenn die Gefühlslage tendenziell eher gedrückt ist.

Sollten Sie bei sich jedoch eine länger anhaltende depressive Verstimmung beobachten, kann dies auch körperliche Ursachen haben. Hier bietet die Funktionelle Medizin mit ihrer ganzheitlichen Diagnostik & Therapie verschiedene Möglichkeiten, um die psychische Gefühlslage aufzuhellen – auch als komplementäre Behandlung für Patienten, die bereits eine antidepressive Therapie machen. 

Wechselwirkung von Darm und Psyche

Die Verbindung zwischen Darmgesundheit und psychischem Wohlbefinden rückt immer mehr in den Fokus der medizinischen Forschung. Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass ein gesunder Darm nicht nur für die körperliche, sondern auch für die mentale Gesundheit von entscheidender Bedeutung ist.

In diesem Blogartikel wollen wir genauer betrachten, wie Darmgesundheit und depressive Verstimmungen miteinander verknüpft sind und welchen Beitrag die Funktionelle Medizin leisten kann. Denn der Darm steht hier im Zentrum des Interesses – auch bei vielen anderen Erkrankungen.

Der Vagusnerv: Brücke zwischen Darm und Gehirn

Vielleicht fragen Sie sich nun: „Was hat denn meine Darmgesundheit mit meiner Psyche zu tun? Der Darm liegt doch weit entfernt vom Gehirn?“ Sicherlich kennen Sie die Redewendungen „aus dem Bauch heraus entscheiden“, „Schmetterlinge im Bauch haben“ oder „das ist mir auf den Magen geschlagen“. Tatsächlich wissen wir, dass der Darm auf vielfältige Art und Weise mit unserem Gehirn kommuniziert. 

Einerseits gibt es eine Nervenverbindung zwischen Darm und Gehirn, den sogenannten „Vagusnerv“. Dessen Nervenfasern stehen über verschiedene Rezeptoren in Verbindung mit Zellen der Darmschleimhaut. Die Zellen der Darmschleimhaut reagieren auf den Darminhalt mit Ausschüttung von Hormonen. Diese können wiederum den Vagusnerv aktivieren, der dann die entsprechenden Informationen an unser Gehirn weiterleitet – zum Beispiel innere Anspannung oder Glücksgefühle. 

Der Vagusnerv spielt also eine entscheidende Rolle bei der Kommunikation zwischen Darm und Gehirn. Es ist der längste Nerv des autonomen Nervensystems und für die Regulation von Entzündungsprozessen und Stressantworten verantwortlich. Eine optimale Funktion des Vagusnervs unterstützt somit nicht nur die Darmgesundheit, sondern beeinflusst auch maßgeblich die psychische Stabilität.

Gleichzeitig werden im Darm auch bestimmte Botenstoffe, sogenannte Neurotransmitter, gebildet. Sie werden in die Blutzirkulation freigesetzt und „floaten“ durch die Blut-Hirn-Schranke, um direkt im Gehirn wirksam zu werden.

Unsere Darmgesundheit beeinflusst auf vielfältige Weise sowohl die Aktivierung des Vagusnervs als auch die Produktion von Neurotransmittern. 

Das Mikrobiom – vielfältige Gemeinschaft im Darm

Wissenschaftler sind sich einig: Für die Darmgesundheit entscheidend ist unser Mikrobiom, die Gesamtheit der Mikroorganismen in unserem Darm. Es spielt eine Schlüsselrolle für die Verdauung und den Schutz vor schädlichen Krankheitserregern. Forschungsergebnisse zeigen auch, dass das Mikrobiom einen erheblichen Einfluss auf die Produktion von Neurotransmittern hat, die für unsere Stimmung und Emotionen verantwortlich sind. Ein unausgewogenes Mikrobiom kann daher nicht nur zu Verdauungsproblemen, sondern auch zu psychischen Beschwerden führen.

Insbesondere bei psychischen Erkrankungen spielen sogenannte buttersäurebildende Bakterien eine Hauptrolle. Zusätzlich können Entzündungen im Körper die Bildung des „Glücksbotenstoffes“ Serotonin beeinflussen – indem sie verhindern, dass die Serotoninvorstufen im Darm tatsächlich in Serotonin umgewandelt werden.

Natürlich spielt auch die Gesundheit der Darmschleimhaut eine wesentliche Rolle: Denn sie ist der Ort in unserem Körper, an dem die mit der Nahrung oder auch mittels Präparaten (z.B. Nahrungsergänzungsmittel) aufgenommenen Nährstoffe resorbiert werden. Eine „fitte“ Darmschleimhaut enthält viele „gute“ Bakterien und eine gesunde Schleimschicht mit einer intakten Darmbarriere.

Vier Tipps für eine stabile Darmgesundheit

Sie selbst können schon eine Menge tun, um Ihren Darm zu stärken und für eine intakte Darmgesundheit zu sorgen. Damit schaffen Sie – wie gerade erläutert – gleichzeitig die Voraussetzung für eine stabile Psyche.

Tipp 1: Ernähren Sie sich gesund und abwechslungsreich
Nehmen Sie vorwiegend Nahrungsmittel zu sich, die reich an Ballaststoffen und arm an Industriezucker sind. Ballaststoffe sind vor allem in Vollkorngetreide, Nüssen, Saaten (z. B. Lein- oder Chiasamen), Hülsenfrüchten und Gemüse enthalten. 

Tipp 2: Achten Sie auf Ihr Gewicht
Ideal ist ein Ihrem Alter und Ihrer Körpergröße angemessenes Gewicht mit möglichst wenig Bauchfett (sog. Viszerales Fett). Aufgepasst: Bauchfett produziert Entzündungsbotenstoffe, die beispielsweise im Darm die Produktion von Serotonin beeinträchtigen. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Menschen mit Depressionen häufig erhöhte Spiegel an Entzündungsbotenstoffen haben.

Tipp 3: Bewegen Sie sich viel – gerne an der frischen Luft
Bewegung regt die Durchblutung des Darms und die Darmbewegung an und fördert somit die Heilung von Entzündungsprozessen im Darm. Wenn Sie ein „Sportmuffel“ sind, sind schon ein, zwei ausgedehnte Spaziergänge am Tag wunderbar.

Tipp 4: Atmen und entspannen!
In der Hektik des Alltags atmen viele Menschen flach und viel zu schnell. Probieren Sie doch einmal (zum Beispiel, wenn Sie das nächste Mal an einer Ampel warten) eine stressreduzierende Atmung: 4 Sekunden einatmen, 6 Sekunden ausatmen, 1 Sekunde Pause – und wieder von vorne. Schon ein, zwei Minuten dieser „Tiefenatmung“ haben einen ausgleichenden Effekt auf Ihren Körper.

Auch andere Entspannungstechniken wie Meditation oder Yoga können dazu beitragen, den Vagusnerv zu aktivieren und die Parasympathikus-Aktivität zu fördern. Dies kann zu einer besseren Entzündungsregulation und Stressbewältigung beitragen.

Funktionelle Medizin für eine ausbalancierte Psyche:
Diagnose & Therapie

Sie leiden unter depressiven Verstimmungen oder psychischen Problemen? Gerne unterstützen wir Sie in unserem Therapiezentrum für Funktionelle Medizin. Abgestimmt auf Ihre individuelle Situation bieten wir folgende diagnostische Möglichkeiten:

  • Eine Mikrobiomanalyse und ergänzend eine Analyse zum Ausschluss einer Dünndarmfehlbesiedlung (= SIBO)
  • Eine umfangreiche Nährstoffanalyse inkl. z. B. einer Vollblutmineralanalyse, der Bestimmung bioaktiver B-Vitamine, des Vitamin D-Stoffwechsels oder des Omega-3-Indexes
  • Bestimmung weiterer Laborparameter zur Detektion von chronischen Entzündungen, Störung der Darmbarriere und Hormonmangel
  • Eine Messung des Bauchfetts mittels unserer Bioimpedanzanalyse (> Inbody)
  • Eine Analyse der HRV (Herzratenvariabilität) zur Einschätzung der Aktivität von Stressnerv und Entspannungsnerv und somit Ihrer aktuellen Regulationsfähigkeit

Nach erfolgter Diagnose stehen uns vielfältige therapeutische Möglichkeiten zur Verfügung, um die Ursache Ihrer psychischen Probleme zu behandeln. Selbstverständlich berücksichtigen wir dabei bestehende antidepressive Therapien, die uns als Mediziner gut bekannt sind. Mögliche Therapiebausteine sind:

Die aktuelle Forschung über die Zusammenhänge zwischen Darmgesundheit und Psyche zeigt erneut, was für ein Wunderwerk unser Körper ist – und wie sensibel er auf Störungen reagieren kann. Umso wichtiger ist es, dass jeder einzelne von uns sein Potenzial nutzt, um das Zusammenspiel so gut wie möglich zu unterstützen und den eigenen Körper in eine gesunde Balance zu bringen.

Vereinbaren Sie gerne einen Termin in unserer Sprechstunde für Funktionelle Medizin. 

Sie sind Fan unserer Gesundheitstipps? Abonnieren Sie doch unseren Newsletter – wir informieren Sie per Mail, sobald ein neuer Artikel online geht.

Das könnte Sie auch interessieren

Nach oben scrollen